Über die Notwendigkeit, sich bei der Arbeit von Mitmenschen abzukapseln.
Über Picasso wird erzählt, dass in seinem Haus eine Angestellte arbeitete, der er strengstens verbot, sein Atelier zu betreten. Der Grund hierfür war, dass er die Ausstrahlung dieser Dame als derart schädlich für seine Produktivität empfand, dass nur maximale Distanz die Lösung bot. Natürlich konnte jene so unmissverständlich des Platzes Verwiesene nichts dafür, dass Picasso derart allergisch auf sie reagierte - was sich hier begegnete waren schlicht zwei vollkommen inkompatible Wesen, die sich gegenseitig vollständig ausschlossen (…selbst dann übrigens, wenn es die Bedauernswerte “nur gut” meinte).
Keine Frage: Es gibt etwas in uns, das keinerlei Kompromisse verträgt, damit auch keine beeinflussende Diplomatie oder Diskussionen. Gemeint ist der Sound der Individualität, ein nicht beliebig austauschbares „Gestimmtsein“, das durch jede Faser unseres Körpers pulsiert. Allein dieser innere Tonfall gewährleistet ein ebenso lustvolles wie auch produktives Dasein - wird diese Frequenz gestört, entstehen Ablenkungen und Irritationen, die bis zum Selbstverlust führen können.
Der oft geäußerte Verdacht, dass diese Entscheidung für die eigene Individualität „asoziales“ Verhalten befördert, kann man nur vordergründig zustimmen. Natürlich hätte Picasso sich seiner Angestellten annehmen und versuchen können, ihr die Situation zu erklären. Allerdings dürfte ihm klar gewesen sein, dass dies mit einem klärenden Gespräch nicht getan gewesen wäre und er sich womöglich hätte nachhaltig engagieren müssen - aber können wir es ihm übel nehmen, dass er darin nicht seine Aufgabe sah? Immerhin hat er sie ja weiterhin beschäftigt, was wiederum dafür spricht, dass er eben gerade nicht gänzlich herzlos war.
Kein Künstler dieser Welt wird irgendetwas auf die Beine stellen können, wenn er nicht zuallererst an seine Arbeit denkt: Da hierbei oft Dinge entstehen, die wir aus den unterschiedlichsten Motiven als Geschenk empfinden, sollten wir ihnen diese Eigenartigkeit durchgehen lassen.