Sobald du nach der Wahrheit suchst, hat dich der Irrsinn gefunden.

Die vielen Bilder, Zeichen und Symbole in unseren Köpfen sind eine ebenso unübersichtliche wie übermächtige Melange, die es uns fast unmöglich macht, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Alles, was wir je gesehen, gehört, gelesen haben, scheint es wert, beachtet zu werden, jedes Detail verweist auf einen neuen Horizont, hinter dem ein weiteres verführerisches Universum lauert - eines freilich, welches nichts klären, sondern uns nur zusätzlich verwirren wird.

Steht man vor einer Staffelei, so ist von vorn herein klar, dass es jedenfalls nicht um „das große Ganze“ gehen kann (man findet weder den „entscheidenden“ Ausgangspunkt, noch hat man den „Überblick“). Dennoch gibt es dieses merkwürdige Bestreben, dieser das Bewusstsein zusetzenden Gemeinheit (der kompletten Überforderung) mithilfe irgendeiner künstlerischen Ästhetik machtvoll entgegenzutreten, also belastbare Informationen in die Welt zu entlassen, die letztlich dann doch so etwas wie eine „Allgemeingültigkeit“ besitzen. Doch leider merkt man in der Praxis als Künstler sehr schnell, das jedenfalls „universalistische“ und damit tatsächlich für ALLE Menschen verbindliche Aussagen, ein Ding der Unmöglichkeit sind (auch dieser Text wird ganz sicher nicht von allen verstanden werden können): Zu unterschiedlich sind die Erfahrungen und individuellen Perspektiven - inklusive die eigenen selbstverständlich.

Man begnüge sich also mit Fragmenten, vielleicht gelingt ja wenigstens deren Darstellung? Doch der Zweifel, ob es unter diesen Voraussetzungen überhaupt möglich ist, so etwas wie eine relevante „Mitteilung“ zu machen (…und sei diese auch noch so klein und bescheiden), nagt nicht nur tagtäglich fröhlich weiter, sondern vor allem auch am künstlerischen Selbstbewusstsein. Die Versuchung liegt darum immer sehr nahe, irgendwann die intellektuellen Segel zu streichen und sich in das schwülstige Reich einer rein emotionalen Abstraktion zu verabschieden, damit also zu versuchen, sich mit tagesaktuellen Erregungszuständen als Existenzbeweis zu begnügen.

Darum ist es ein wirklich sehr guter - und auch seltener - Tag, wenn es aus irgendwelchen geheimnisvollen Gründen gelingt, Kopf und Emotion in einen konstruktiv erscheinenden Dialog zu zwingen. Wenn es gelingt, die eigenen Emotionen (als Letztbegründung des eigenen von vollständiger Sinnlosigkeit bedrohten Tuns) mit irgendeiner fixen Idee zu verbinden, woraufhin diese sich gegenseitig (und dem Schöpfer) den erleichternden Anschein von Wichtigkeit suggerieren.

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Warum ich als Künstler keinen grenzenlosen Optimismus aufbringen kann.

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Wer sich nicht bewegen und nicht tanzen kann, wird auch nicht malen können.