Warum ich als Künstler keinen grenzenlosen Optimismus aufbringen kann.

Wenn man etwas in die Welt setzen und damit ein Bild oder eine Vorstellung von diesem Etwas als Werk ausformulieren möchte, so braucht es hierfür Entschlusskraft. Banal ist dies deshalb nicht, weil jeder Anfang, jede Eröffnung sogleich von einer lebensbuchhalterischen Folgenabschätzung heimgesucht wird, welche nach der Sinnhaftigkeit des zu leistenden Einsatzes (an Zeit, Mittel und Energie) fragt.

Die Illusion, die hierbei regelmäßig bis auf die letzten Grundmauern niedergebrannt wird und die sich aber zunächst dennoch immer wieder verheißungsvoll (manchmal sogar als als felsenfeste Überzeugung) aufrichtet, ist jene der Kalkulierbarkeit (des sich anbahnenden Tuns). Immer wieder glauben wir daran - MÜSSEN wir daran glauben - dass wir es tatsächlich SELBST sind, die das Kommende vielleicht nicht in allen Aspekten kommen sehen, so es aber doch zumindest erahnen: Keinen einzigen Schritt könnten wir dem nächsten folgen lassen, gingen wir nicht davon aus, dass der Boden unter unseren Füßen beim Fortschreiten eben gerade NICHT nachgeben wird.

Allein SICHER SEIN können wir uns leider nicht. Denn mag auch alle Wahrscheinlichkeit, alle Erfahrung dagegen sprechen, so bleibt doch immer diese latente Bedrohung des Unerwarteten und Unwillkürlichen. Und insgeheim WISSEN wir doch alle, dass wir immer sehr viel GLAUBEN aufbringen müssen, um Etwas, Dinge, Beziehungen etc. tatkräftig zu formulieren und/oder zu bewegen. Insgeheim WISSEN wir, dass es hierbei gerade nicht um „Wahrheit“ oder „Naturrechte“ geht, insgeheim WISSEN wir also, dass es keinerlei verbriefte Lebenssicherheit geben kann.

Da ausnahmslos jedes Handeln immer auch das unkalkulierbare Risiko unserer Unwissenheiten umfasst, kann die Frage nach dem Optimismus nur realistisch begegnen, wer zugleich auch dem Pessimismus das Wort redet.

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Das Dasein empfinden nur diejenigen als sinnlos und leer, die es nicht leben.

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Sobald du nach der Wahrheit suchst, hat dich der Irrsinn gefunden.