Der Mist, den wir täglich produzieren, verlangt nach der Kunst des Widerspruchs.

Die Einsamkeit des Ateliers führt oft dazu, sich intensiv mit den eigenen inneren Vorgängen zu beschäftigen, wodurch stets das Gefängnis einer vollkommen ausweglosen Selbstwidersprüchlichkeit droht. Die Unfähigkeit, sich für eine bestimmte, endlich eingekreiste Bildidee zu entscheiden, entspringt dem schmerzhaft bohrenden Gefühl, dass es die damit verbundene Ab-Trennung vom „großen Rest” (des Lebens, der Erwartungen, der Bedürfnisse) selbst ist, die es eigentlich im Sinne der WAHRHAFTIGKEIT unbedingt zu vermeiden gelte.

Denn ausnahmslos alles, was man zeigt, zeigt gleichzeitig erbarmungslos auch dasjenige an, was man eben gerade NICHT zeigt. Die Lenkung der Aufmerksamkeit auf einen einzigen (Lebens-)Ausschnitt erscheint vor diesem permanent mitschwingendem und unendlich groß erscheinenden ungesagten Hintergrund als vollkommen irrelevant oder schlicht als sinnlos - wie aber lässt sich dieses „Mitschwingende“, das sich beharrlich als Kon-Sequenz (und die Forderung danach) anmeldet (als unbewusstes, nicht abgerufenes “Wissen”), wie lässt sich damit praktisch umgehen?

Die Antwort kann zunächst einmal nur lauten, zu zeigen, dass man eben nicht alles zeigen KANN. Sich ein vollständiges Bild von “der” Welt machen zu wollen, ist einfach unmöglich, denn unsere Wahrnehmung - auch uns selbst gegenüber - bleibt immer nur quälendes FRAGMENT. Zu erfolgen hat daher zunächst einmal eine dramatische Abrüstung des eigenen (Künstler-)Egos zugunsten eines Vertrauens „in die (unbekannte) Welt“ und ihren zahllosen Perspektiven (insbesondere derjenigen der anderen Menschen). Zu leisten ist ein Vertrauensvorschuss darauf, dass die Anderen „sich schon ihren Teil denken“ und - den sich als “Stückwerk” präsentierenden Kunstwerken - das für sie Relevante innerlich aktiv hinzufügen werden.

Auf diese Weise entlastet man sich als Künstler selbst, der latent mitschwingende übergroße „Rest“ wird sozusagen “in die Welt hinein” umverteilt. Ob und wann dieser Schritt von den Menschen sodann als Bereicherung oder aber als Zumutung empfunden wird (da der Druck der ungesagten mitschwingenden Kon-Sequenzen nun plötzlich auch auf der Seite der Kunst-„Geniesser“ lastet) hängt von den Qualitäten der jeweiligen ästhetischen Fährten ab - dies allerdings ist ein anderes Thema.

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Überdruss und Langeweile fordern unmissverständlich eine Veränderung.

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Festhalten, was nicht festzuhalten ist: Die Magie der Kunst, die Kunst der Magie.