Der Hemmschuh des Künstlers ist die Welt selbst, genauer gesagt deren Sperrigkeit. Denn der Versuch, den inneren Kosmos anschaulich zu machen, führt notwendig in die Niederungen der Materie, die immer als reduziert und mangelhaft wahrgenommen wird - und zwar ganz gleich, aus welchem konkreten Material ein Kunstwerk besteht.
Manchem mag es als banal erscheinen, dass Materie und Geist nicht identisch sind, uns also auch gar nichts anderes übrig bleibt, als mit diesem Mangel zu arbeiten. Andere werden einwenden, dass wir OHNE Materie ja letztlich auch nichts wahrnehmen können, wir also in dieser kein Problem, sondern eher eine Lösung vermuten sollten. Nicht bestritten kann aber wohl, dass diese „Lösung“ bei genauer Betrachtung wiederum nur in einer Los-Lösung von eben dieser Materie besteht, also dem Reich des Geistes und seiner Gefühlswelt dienstbar gemacht werden soll.
Wenn wir nun unter „Lust“ eine ungebrochene und ungefilterte Energie verstehen, eine alles niederringende existenzielle Erregung, (die sich überdies jeder finalen Beschreibung entzieht und darum auch nur sehr verallgemeinernd mit „Leben“ ins sprachliche Bewusstsein übersetzt werden kann), dann wird deutlich, woran der Künstler leidet: Es spürt, dass mit seiner Arbeit AN DER MATERIE eine Selbstdemontage einhergeht, er damit tendenziell flügellos wird und ins biblische „Stückwerk“ (…oder eben auch KunstWERK) zurückfällt.
Eine echte Löslösung (als das allen Künste innewohnende Freiheitsversprechen) bestünde deshalb darin, rein gar nichts zu machen (zu „bearbeiten“) und sich besser zu vergewissern versuchen, was unserem Geist am allernächsten ist: Unser Körper und dessen Vergänglichkeit - und damit folglich vor allem eine Lust am Untergang, die jeder Form lediglich den Rang eines Selbstwiderspruchs zuweist. Und so ist ja auch: Eine unsere Lebenslust versperrende Form (JEDE Form) ist auf Dauer nur dann zu ertragen, wenn wir diese immer wieder mit unserem Geist sabotieren.
Es liegt in der Natur dieses dennoch merk-würdigen Lebens, dass nichts “stehen gelassen” werden KANN. Denn es ist die Lust selbst, die uns einen Strich durch ausnahmslos JEDE Rechnung macht.