Du musst schon mit einiger Todesverachtung gesegnet sein, um dir so etwas wie die Aussicht auf „Glück“ zu bewahren. Denn nichts steht diesem mehr entgegen als eine Welt erstarrter Selbstverwaltung, die allein auf die Bewirtschaftung des mickrigen Egos, auf die vermeintliche Sicherheit „fundamentaler“ Überzeugungen, auf die militante Verteidigung eines sauertöpfig gewordenen seelisch-ideologischen „Schatzes“ beruht.
Dem gegenüber entspringt die Fröhlichkeit des Hasardeurs einem heißen Ritt ins Unbekannte, damit auf der Rasierklinge des Lebens. In jeder Sekunde ist er sich darüber im Klaren, dass Verletzungen unvermeidbar und an der Tagesordnung sind, dass der Blutzoll seiner Gradwanderung zwischen Leben und Tod ganz einfach bezahlt werden MUSS - denn nur auf diese Weise ist sie ihm möglich, jene die Nervenbahnen fordernde INTENSITÄT, die ihn sich als lebendiges Wesen spüren und gegenwärtig werden lässt, was wir GLÜCK nennen.
Auch ein Künstler ist oft ein Hasardeur, denn auch er kann ohne die Bereitschaft zum Risiko nichts in seine Welt entlassen, einer Welt, die ihn für seine Unverschämtheiten infrage stellen und kritisieren wird. Umgekehrt wird er sich allerdings von deren Frechheiten (die stetigen Maßregelungsversuchen) ihm gegenüber keineswegs beirren, sondern vielmehr beflügeln lassen.
Denn im Unterschied zu jenen Langweilern, die ihn gebetsmühlenartig immer wieder (nur) persönlich haftbar und ans Kreuz ihrer eigenen Beschränkungen schlagen wollen, hat er deren Einwände von Anfang an kommen sehen: Die Fröhlichkeit des Hasardeuren besteht darin, ein Spiel zu spielen, dessen kraftspendende Magie darin besteht, den Widerspruch - so farbenreich wie ihm nur möglich - immer wieder aufs Neue herauszufordern!