Die Dinge sauber zu ordnen oder auch „einhegen“ zu wollen, ist ein allzu menschliches Bedürfnis - zu chaotisch und willkürlich erscheint uns ein wildwüchsigen Leben, welches von latenten Gefahren und realen Nöten, von unsichtbaren Mächten und nur allzu bekannter Gewalt durchdrungen ist. Auch der Rahmen eines Bildes erscheint zunächst einmal als ein - inzwischen tradierter - Versuch, etwas auf und innerhalb einer definierten Fläche einzuhegen, also in gewisser Weise „unter Kontrolle“ zu bringen.
Gleichzeitig macht der Künstler jedoch die Erfahrung, dass diese vermeintlich eine beruhigende Ordnung stiftenden Eingrenzung immer zugleich auch Ausgrenzung darstellt: Was ist NICHT auf dem Bild, was wurde verdrängt oder sogar auch bewusst unterschlagen? Was könnte sich später als ein mich heimsuchender BUMERANG erweisen?
“Dreck”, “Abfall” und “Chaos” repräsentieren oft alles dasjenige, was wir mit unserer ängstlich-kleinmütigen Rahmensetzung, mit unserem Versuch, uns „ein Bild“ oder einen „Begriff“ von etwas zu machen, ignoriert haben. Zuweisungen, wovor wir uns deshalb am meisten fürchten, da diese sich ausgerechnet genau dort zu sammeln scheinen, wo wir am entschiedensten darum bemüht sind, die Dinge unter unsere Kontrolle zu bringen.
Ein diesem angstpotenzierenden Mechanismus widerstrebendes „Bild“ ist jedoch eines, welches den „Dreck“, den “Abfall” und das “Chaos” eben gerade nicht unterschlägt, sondern durch dessen Infragestellung zu seinem (Daseins-) Recht verhilft: In der Kunst geht’s immer darum, sich vor allem auch mit den Unsicherheiten und Unwägbarkeiten unserer (inneren wie äußeren) Existenz - so gut es eben geht - ANZUFREUNDEN.
Eine gesäuberte Welt, jene, die alles unterschlägt, was mich verunsichert, wäre nicht nur eine verschlossene, sondern vor allem auf Dauer auch eine vollkommen unrealistische Welt: Es wäre die Welt eines Menschen, der auch den immer vorhandenen “Dreck”, “Abfall” und das “Chaos” in sich selbst nicht wahrhaben will.