Über die für mich unentbehrliche Beziehung zwischen Behauptung und Ironie.

Das Satz, wonach „Wissen Macht” bedeutet stimmt vielleicht für alle jene von Interessen geleitete Menschen in Politik, Wirtschaft oder auch in Institutionen (übrigens einschließlich denen der Kultur) - für einen die “Wahrheit” suchenden Künstler gilt jedoch das genaue Gegenteil: Wissen bedeutet OHNMACHT.

Und natürlich hängt damit auch der sokratische Satz „Ich weiß, das ich nichts weiß“ sehr eng zusammen: Je tiefer ich in Daseinsfragen einsteige, je konsequenter ich zu denken versuche, umso mehr wird mir eine (Welt-)Komplexität deutlich, die mein intellektuelles wie auch emotionales Fassungsvermögen bei Weitem übersteigt.

Ironie muss dabei aber strikt von Sarkasmus unterschieden werden: Während Ironie sich mit existenziellen Daseins-Paradoxien auseinandersetzt, will Sarkasmus lediglich verspotten. Während Spott konkret adressiert, findet die Ironie keinen Schuldigen mehr, da das gesamte Dasein in seiner Widersprüchlichkeit zur Disposition steht.

Die subjektivistisch motivierte romantische Ironie ist eine mögliche Antwort auf dieses Paradoxie-Dilemma (tatsächlich bereits im 18. Jahrhundert von u.a. Friedrich Schlegel entwickelt). Denn wenigstens wird hierbei VERSUCHT, den stets begrenzten subjektiven Blick sowie die individuelle Verfasstheit des Künstlers mitzudenken. Das Gezeigte erhält hierdurch etwas Vorläufiges, sich selbst Aufhebendes, was ästhetisch entweder als eine beschwerte Leichtigkeit (angesichts der Problematik) oder umgekehrt als ein Werben für eine Leichtigkeit im Umgang mit der Schwere daherkommt (da sich sowieso keine Lösungen finden lassen).

Die Ironie als Antwort auf ein Wissen um die eigene Ohnmacht ist im Kern natürlich selbst bereits Ausdruck von Ohnmacht - aber es ist eine offen zur Schau getragene Ohnmacht, die es uns erlaubt, wenigstens die eigenen Grenzen zu sehen und vielleicht auch anzuerkennen.

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Die Kunst ist niemals mit sich fertig - weil auch wir niemals mit uns fertig sind.

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Warum es interessieren sollte, ob ein Künstler Haltung und Charakter besitzt.