In jedem Bild realisiert sich eine Wahrheit als ein Ringen um ihrer selbst Willen.
In der künstlerischen Praxis sind das Wenige und das Neue die beiden Enden jener Skala, die zwischen Depression und einem betrunken machenden Hochgefühl entscheiden.
Um dies zu verstehen, muss erwähnt werden, dass eines der größten künstlerischen Probleme dasjenige der Ökonomie ist: Sind Zeit, Energie, Kosten und der soziale Rückzug tatsächlich gerechtfertigt, um diese Idee tatsächlich als Kunstwerk zu realisieren? Welchen Preis zahle ich eigentlich noch wofür genau? Kann ich damit mein Brot verdienen, werde ich die Anerkennung erhalten, die den hohen emotionalen und intellektuellen Einsatz lohnt? Kurz gesagt: Ist das Wenige, das dabei entsteht - welches in diesem reduzierten Artefakt nur als etwas Weniges sichtbar werden KANN -, nicht ein Grund, diesen ganzen Kram bleiben zu lassen?
Dem gegenüber steht eine mühsam antrainierte Selbsthypnose, die dazu dient, sich und das eigene künstlerische Treiben für den Willen Gottes höchstpersönlich zu halten - weshalb auch jedes angefangene Werk ganz einfach nichts anderes SEIN DARF, als eine wahrhaftige Offenbarung biblischen Ausmaßes. Was es in der Regel genau solange ist, bis der Rausch verflogen und man sich das Bild am nächsten Tag noch einmal genauer ansieht. Verflucht nochmal, so langsam sollte ich dann doch den Taxischein machen.
Trotzdem tut man gut daran, seiner Liebe zur alles beiseite räumenden, alles befreienden “Wahrheit” zumindest eine Chance zu geben - insbesondere, indem man den ersten inneren Widerstand (Selbstzweifel, Gewissen und Bankkonto lassen herzlich grüßen) routiniert unter den Teppich kehrt und seinen merkwürdigen Eingebungen IN ALL IHRER WIDERSPRÜCHLICHKEIT erst einmal mutig zulässt. Denn obwohl man irgendwann begriffen haben wird, dass man zur Erreichung des Zieles (ein BILD) den Bogen seiner hybriden Gottesherausforderung nicht überspannen darf (…es ist nämlich vom Allmächtigen mehr als ausgemacht, dich für überzogene Erwartungen wie Anmaßungen auf direktem Wege in die Seelenhölle existentieller Überforderung zu schicken), so sind es doch gerade DEINE INNEREN HÜRDEN, die dir den Weg zu einem neuen Bild weisen.
Das wirklich (ästhetisch) Neue, jenes uns Künstlern EINZIG Heilige, ist immer der Ausdruck eines tagtäglichen Kampfes mit und gegen sich selbst.